Den ersten eigenen Van auszubauen, kann eine richtig aufregende Sache sein. Hattest du noch nie eine Stichsäge in der Hand? Oder kannst du dir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorstellen, selber Möbel zu bauen? Einen Camperausbau zu machen, ist nicht schwer.

Du wächst in diesem Prozess schnell über dich hinaus.

Am Ende wirst du feststellen, dass es alles gar nicht so schwer war, wie du es dir vorgestellt hast. Das verspreche ich dir. Einen Bus selber auszubauen und damit etwas Eigenes zu erschaffen, das hat wirklich einen großen Zauber inne. Ich bin davon überzeugt, dass wirklich jeder das schaffen kann, wenn er sich nur traut. Vielleicht wird es am Anfang noch nicht so perfekt, aber darum gehts auch gar nicht. Es geht darum, dass du es einfach tust.

Ich habe mittlerweile meinen dritten Camperausbau gemacht und möchte euch hier etwas über den letzten Komplett-Ausbau meines Postbusses erzählen.

Der Postbus bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Beachtung in der Camper-Szene. Ist er doch wirklich ein wahres Raumwunder und die rechten Winkel scheinen beim Camperausbau auch recht verlockend. Dies ist zumindest meine persönliche These, weshalb immer mehr auf dieses Fahrzeug abgehen.

Ich fahre und lebe nun seit fast drei Jahren in meinen Postbus Sprinter 308 CDI mit Kögel-Koffer-Aufbau. Dies ist die mittlere Variante. Du darfst ihn mit einem Führerschein bis zu 3,5t fahren.

Camperausbau Postbus-Sprinter 308 cdi

Ein paar Technische Angaben zu meinem Postbus Sprinbter 308 cdi:

  • Baujahr 2003
  • mit 82PS (Das hört sich nach wenig Kraft an, aber für mich und meinen Fahrstil ist das durchaus ausreichend. Es gab bislang nur einen wirklich steilen Berg, den ich in Spanien FAST nicht hoch gekommen bin)
  • bei 2200KG Leergewicht
  • Länge 6,70m, Höhe 2,70m, Breite 1,90
  • Sprintshift Schaltung (Sprintshift ist der Markenname für ein automatisiertes Fahrzeuggetriebe von Mercedes-Benz, welches vorwiegend in Kleinbussen und Transportern der Marke Mercedes-Benz verwendet wird. Es vereint die Bedienungsweise und die Komfortmerkmale eines Automatikgetriebes mit der Technik und Funktionsweise eines Schaltgetriebes)

Ich hab das Fahrzeug damals einem Freund abgekauft. Der Bus war komplett ausgebaut und da ich einen schnellen Umzug machen musste, da ich keine Wohnung mehr hatte, war das sehr praktisch. Meinen T4 Bus habe ich damals verkaufen müssen, um mir das neue Zuhause leisten zu können. Ich hatte geplant nach einer gewissen Zeit ein paar Elemente auszutauschen bzw. Den Ausbau einfach nach meinen Wünschen zu erweitern. Aber daraus wurde nichts, ich habe ihn nochmal KOMPLETT NEU AUSGEBAUT.

Der Postbus hatte mit dem alten Ausbau zu viel Gewicht, so dass ich mit meinem ganzen Haustand leider an der Grenze von 3500 Kg war. Also hab ich einmal alles rausgeworfen und von Grund auf wieder aufgebaut.

Camperausbau Postbus Sprinter 308 cdi

Ein paar Fotos habe ich noch, als ich mit dem Camperausbau angefangen habe, den alten, viel zu schweren Ausbau, raus zu reisen.

Planung bei meinem Camperausbau von meinem Postbus

Und so bin ich vorgegangen:

Etwa ca. 14 Tage habe ich akribisch viel gezeichnet, geplant und recherchiert. Ich wusste ziemlich genau, wie ich den Camperausbau gestalten möchte und habe auch einen Teil des alten Grundrisses übernommen.

Gleich vorweg, dies war mein dritter Camperausbau, davor baute ich den T4 aus. Von daher wusste ich schon, welche Fehler ich vermeiden musste. Außerdem musste ich relativ wieder einziehen können, denn es war ja mein Zuhause. Das sind die Herausforderungen des Vanlife, wenn Frau schon keine Wohnung mehr hat.

Einen Grundriss zu zeichnen, macht absolut Sinn! Es erleichtert ungemein zu wissen, wie und wo die Möbel, die Küche und euer Bett ihren Platz finden.

TIPP: Verabschiedet euch dabei bitte vom Perfektionismus. Ihr könnt alles jeder Zeit wieder verändern und tatsächlich neu bauen, also stresst euch nicht so sehr! Vergesst das Gefühl, dass das, was ihr jetzt baut, für immer so bleiben muss. Bleibt immer locker und entspannt!

Schnittbild_Postbus_Sprinter 308 cdi camperausbau

Auf dem Bild seht ihr, wie meine Skizzen aussahen. Natürlich kann das auch in einem Cut Programm am Rechner gemacht werden. Das geht dort sicher auf den Millimeter genau, aber ich liebe einfach Bleistift und Papier.

Ich habe alles im richtigen Maßstab gezeichnet, damit ich auch gleich meinen Materialbedarf ermitteln konnte. Ihr könnt euch auch Teile aus Papier ausschneiden und dann umherschieben auf dem Grundriss, um zu schauen, wo etwas hin soll. Inspiration für Lösungen gibt es ja wirklich unglaublich viel im Internet. Meines Erachtens ist das so viel, dass es einen auch gern mal erschlägt.

Habt ihr also den Grundriss erstellt, könnt ihr euch an die Planung der Möbel machen. Nachdem ich wusste, wie viele Seitenteile und Böden ich für meinen Möbelbau brauchte, habe ich angefangen einen Schnittplan zu zeichnen. Da ich mir ganze Holzplatten beim Großhändler kaufte, wollte ich diese mit so wenig Verschnitt wie möglich zuschneiden lassen.

An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass ich gelernte Schneiderin bin. Schnittbildlegung lernt man in der Ausbildung. Und mir ging es vor allem darum, sehr wenig Verschnitt, also wenig Holz für die Tonne bzw. den Ofen zu produzieren. Ressourcen zu schonen tut nicht nur dem Geldbeutel gut. Außerdem ist es für den, der die Holzplatten zuschneidet, auch eine Erleichterung. So hab ich mein Holz mit den Schnittplänen zusammen in einen Baumarkt für schmales Geld zum Zuschnitt gegeben.

1. TIPP: Plane beim camperausbau definitiv ein, das Dach deines Koffers abzustützen!  Wenn du nämlich alle Alu-Regale ausgebaut hast, sackt meist das GFK-Dach ab und wird undicht. Damit dies nicht passiert, musst du es abstützen.

2.TIPP: Du wirst im Postkoffer deine Möbel schwimmend bauen müssen, da die GFK-Wände keine Stabilität bieten. Schrauben halten nicht im GFK. Wenn du also Hängeschränke einplanst, solltest du diese nicht am GFK verschrauben und hoffen das es hält 😉

Zeitplan – Ablauf Planen für den Camperausbau im Postbus 

Ihr könnt vorab schon grob überlegen, wie lange ihr für euren Camperausbau braucht. Und das rechnet ihr dann bitte x3. Mindestens 😀
Es dauert einfach IMMER länger, als du dir gedacht hast. „Ja, da baue´ ich da eben mal schnell den Schrank ein, mit Türen, das sollte in maximal 3h erledigt sein.“

HA…so der Plan. In der Realität dauert es aber eben wirklich länger. Hier und da nochmal eine Anpassung und dann muss ja alles nochmal lasiert werden.

Ich glaube, jeder macht am Anfang seiner Ausbau-Karriere den Fehler, zu wenig Zeit einzuplanen. Deswegen gebt euch Zeit. Plant genügend Zeit ein. Und am Ende ist es doch viel schöner schneller fertig geworden zu sein, als komplett unter Zeitdruck fertig werden zu müssen.

Ich hatte leider keine Zeit, deswegen musste ich den Bus in vier Tagen ausbauen, zumindest so weit, dass ich einziehen konnte. Den Rest habe ich dann auf meiner Reise weiter ausgebaut. Das war schon ein wenig verrückt, aber es hat geklappt.

Ausrüstung/ Werkzeug 

Die Frage nach dem richtigen Werkzeug wird oft gestellt. Was brauchst du eigentlich, um einen Bus auszubauen. Natürlich ist eine komplett ausgestattete Werkstatt mit Tischkreissäge, Hobel usw. fantastisch, aber selten vorhanden.

Ich habe meinen Postbus mithilfe eines Akkuschrauber* und einer Akkustichsäge* ausgebaut.

Das geht wirklich so minimalistisch. Ich habe mir alle langen und geraden Schnitte im Baumarkt direkt zuschneiden lassen, da ich nicht auf dem Parkplatz, wo ich ausgebaut habe, mit einer Tauchsäge hantieren wollte.

Ich verlinke euch hier* mal meine Lieblingstools, die ich auch bei mir im Bus liegen habe.

Material/ Einkauf/ Bestellung

Holz Ich habe meinen Bus komplett mit unbeschichtetem Pappel-Sperrholz ausgebaut. Es ist leicht, sehr stabil und in unterschiedlichen Stärken zu kaufen sowie leicht zu bearbeiten. Da ich einige Quadratmeter an Holz benötige, habe ich diese als Platten (Standardmaß ist 1720 x 2450 cm) im Holzgroßhandel gekauft. Ich kann es jedem nur raten, sich zu erkundigen. Ich habe für eine Platte Pappel-Sperrholz in der Stärke 4 mm im Großhandel 22 Euro bezahlt. Im Baumarkt kostet ein Quadratmeter fast so viel. Ich habe enorm viel Geld dadurch gespart. Ihr bekommt die Platten meist am Stück, aber ein paar wenige Händler schneiden auch direkt zu gegen einen kleinen Aufpreis.

Pappel-Sperrholz hat die Eigenschaften sehr leicht zu sein, es splittert nicht, lässt sich leicht verarbeiten und hat eine hohe Festigkeit. Ideal also für den Abbau in deinem Womo.

Was gibt es noch alles

Es gibt auch beschichtetes Pappelsperrholz, allerdings hast du dann wieder mehr Gewicht. Wer aber gerne glatte Oberflächen hat, kann dieses gut nutzen. Andere Sperrhölzer gehen sicherlich auch, aber auch da kommt das Gewichtsproblem wieder ins Spiel.

Die Mitteldichte Faserplatte (MDF) mit Beschichtung ist gut für den Möbelbau, leider aber auch sehr schwer. Natürlich kannst du diese auch selber streichen mit Lack oder ähnlichem. Bedenke aber, von beiden Seiten zu Farbe zu lackieren, sonst besteht die Gefahr, dass es sich verzieht.

  

Leimholz ist ungeeignet für den Innenausbau eines Campers. Da es sehr grobfaserig ist, bricht und splittert das Holz sehr schnell beim zusammenschrauben. Schraubenlöcher fransen gerne aus durch das Rütteln während der Fahrt. Auf Dauer kann also dein gesamter Ausbau wacklig werden.

Siebdruckplatten haben ebenfalls ein hohes Gewicht, aber sind speziell als Bodenplatte super, da sie beschichtet und wasserabweisend sind.

Paulownia ist ein absolutes Leichtgewicht unter den Hölzern und sieht dazu noch sehr edel aus, ist aber leider nicht ganz günstig. Aufgrund der Stabilität in Einklang seines geringen Gewichtes gilt PaulowniaHolz als das „Aluminium“ unter den Holzarten.

Die Tischlerplatte wird, wie der Name es schon vermuten lässt, vor allem im Möbelbau eingesetzt. Dank ihrer hohen Stabilität und Biegefestigkeit lässt sie sich ebenso bearbeiten wie massives Holz.

Arbeitsplatten aus Massivholz. Es ist unglaublich schön eine Arbeitsplatte aus Massivholz mit Baumkante im eigenen Van zu verbauen, aber achtet hierbei bitte auf eine gute Verarbeitung der Oberflächen. Sonst könnte sich das Holz verziehen und wird dadurch unschön. Eine Eichenarbeitsplatte zum Beispiel solltest du auf jeden Fall mehrfach ölen oder mit einem Bootslack behandeln. Und das von beiden Seiten, damit sie sich durch die Feuchtigkeit im VAN nicht verziehen.

Die Isolation vom Postbus

Der Koffer vom Postbus ist aus 3,5 cm dicken Sandwichplatten gebaut. Diese bestehen aus zwei Lagen GFK und dazwischen ist ein Schaumstoff. An manchen Stellen, wie den Türen, ist die Außenseite auch aus Aluminium. Ich war in der Annahme, dass dies schon Isolierung genug ist. Aber ich wurde tatsächlich eines Besseren belehrt.

*An der Stelle möchte ich allen Postbus Ausbauer*innen empfehlen: Isoliert euren Koffer  mit Armaflex.

Alle Kanten bei dem Koffer sind aus Alu und sogenannten Kälte- und Wärmebrücken. Hier sammelt sich im Winter sehr viel Kondenswasser und auch da lohnt es sich, zu isolieren. Der Postbus hat Oberlichter, in Form von Aussparungen im Dach. Dort ist nur eine dünne Schicht transparentes GFK von ca. 2 mm. Auch an diesen Stellen sammelt sich sehr viel Kondenswasser. Hier empfehle ich Stegplatten (hier ein Link…) einzusetzen, damit ahmt ihr quasi ein Thermo-Fenster nach. Und ihr könnt das viele Licht weiterhin genießen, was durch die Oberlichter reinscheint.

Zur Isolierung empfehle ich persönlich selbstklebendes Armaflex. Im Postbus ist die Verarbeitung eine reine Wonne, da du einfach nur eine große, gerade Fläche beklebst. Bitte denkt an eine gute Vorbereitung.

Der flexible Dämmstoff hat viele Vorteile. Er verhindert langfristig sicher die Tauwasserbildung, sorgt dank seiner einzigartigen Mikro-Zellstruktur für mehr Formstabilität und ist leicht zu verarbeiten.

Ist das Material richtig verklebt, kann kein Kondenswasser mehr ans Metall. Bei einem Produkt aus Hanf oder Steinwolle besteht dieses Risiko.

Alubutyl ist im Übrigen nicht zur Isolierung gedacht, sondern dient der Schallisolation. Betumen/Alubutyl verringert die Vibrationen im Metall (der Postkoffer aus GFK braucht das natürlich nicht) und ist aus diesem bei vielen Autos ab ´Werk verarbeitet. Ihr könnt es zusätzlich verwenden, dann aber sparsam. Das Gewicht von Alybutyl ist auch nicht zu unterschätzen. Hier gilt nicht: VIEL HILFT VIEL. 😉

Fenstereinbau beim Postbus

Der Postbus hat nur Seitenwände aus GFK (Sandwichplatten) und dadurch ist wenig Stabilität gewährleistet, wenn du ein Loch hineinschneidest.

Deswegen hier mein Tipp:

Arbeitet mit einem Holzrahmen. Diesen verklebt ihr zwischen den beiden GFK Schichten. Das bedeutet: entfernt ein wenig von dem Schaumstoff zwischen den beiden GFK-Schichten und verklebt Vierkantlatten. Denn darin halten die Schrauben vom Fensterrahmen.

Seitenfenster in unterschiedlichen Größen, Stärken und Materialien

Seitenfenster gibt es von einigen Herstellern in allen Preisklassen, ich empfehle als gute Adresse zum Beispiel „obelink.de„.

Foto vom Bullaugeneinbau in meinen Postbus

Was ist noch wichtig für den Camperausbau

Schrauben: Ich liebe die Schrauben von Spax (das sind die grünen Schachteln im Baumarkt) mit Torx-Kopf. Selbst wenn ich die Schrauben stark anziehe, geht nix kaputt. Ich mag im Möbelbau keinen Kreuz-Kopf, da ich damit die Schrauben nicht richtig angezogen kriege.
Torx-Schrauben gibt es in verschiedenen Größen und Längen.

Ich arbeite mit genau drei Längen und Größen:

– 3,5 x 12 mm (für Verkleidung)

– 3,5 x 30 mm (für den Möbelbau, Holzdicke 18mm)

– 4,5 x 55 mm (für starke Vierkant-Verbindungen wie die Bettkonstruktion)

Aber da müsstet ihr schauen, mit welcher Stärke ihr Holz verbaut und die passenden Schrauben dafür kaufen. Ich hab natürlich gleich große Pakete gekauft. 😉

Deine AUSBAU-Einkaufsliste:

  • Holzleim
  • Schleifpapier von 80-340 Körnung
  • Scharniere für die Schranktüren
  • Auszugsschienen für Schubladen
  • Druckdämpfer für Türen
  • Verschlüsse für Türen
  • Holzlack / Holzwachs / Holzlasur (je nach belieben)

Mein Fazit.
Ich wünsche mir sehr, dass ich euch ein paar praktische Tipps mit an die Hand gegeben habe und ihr jetzt richtig Bock auf die Umsetzung habt. Ich würde mich auch mega darüber freuen, wenn sich noch mehr Menschen und vor allem auch Frauen trauen würden, ihren Van selber auszubauen…da wir das mindestens genauso gut können wie Männer. Du kannst alles lernen und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Legt also gern einfach los und traut euch Fehler zu machen und zu spielen und euch auszuprobieren. Das macht so einen Riesen-Spaß! Ich für meinen Teil liebe es auch, wenn mein Bus nie wirklich fertig wird, da ich so offene Projekte einfach mag und dies sehr gut für meinen kreativen Geist ist. Somit lass ich mir also immer mal was neues einfallen und gestalte um. Dies hab  ich in meiner Wohnung früher schon gemacht und mach ich heute einfach super gern auch in meinem Zuhause auf vier Rädern. In diesem Sinne, euch allen gutes Gelingen.

Hast du Lust noch mehr von meinem Postbus Ausbau zu sehen, Folge mir gern auf Instagram

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